Dr. Axel Lehmann (SPD), Landrat für den Kreis Lippe, kandidiert erneut
Gekürzte Fassung – die vollständige Antwort von Axel Lehmann könnt Ihr hier Ihr hier als PDF aufrufen.
Frage: Wie nehmen Sie selbst den Klimawandel in Lippe und in Deutschland wahr?
Glauben Sie, dass einige Kipppunkte im Klimasystem bereits überschritten wurden?
Antwort: Der Klimawandel ist in Deutschland und im Kreis Lippe deutlich wahrnehmbar. Unsere Sommer werden länger, wärmer und trockener. Das ist schlecht für unsere Landwirtschaft, sie führen zu schlechten Ernten. Wälder und Weiden verdorren. Flüsse haben immer weniger Wasser. Die Wassertemperatur der Gewässer steigt und führt zum Fischsterben. Die Fichte in unserer Wälder ist tot. Für das Klima ist es „5 vor 12“, aber noch nicht zu spät, um gegen zu steuern. Genau das tun wir.
Frage: Die lippischen Wälder sind schwerkrank, Laubwälder vertrocknen, Nadelwälder sind abgestorben. Die Verluste für Waldbesitzer, Kommunen, den Landesverband sind immens. Können Sie in etwa die Verluste in den lippischen Wäldern in Hektar, Festmeter und Euro beziffern? Was wollen Sie tun um die Waldbesitzer innen und die Wiederbewaldung zu unterstützen?
Antwort: Der Kreis Lippe verfügt über keine Meldedaten zu dem Thema. Hier ist der Landesverband Lippe der richtige Ansprechpartner. Der Kreis Lippe verfügt über einige Naturschutzflächen. Derzeit gibt es noch keine belegbaren Daten zu den aktuellen Wetterauswirkungen auf unsere Flächen. Zur Unterstützung der Waldbesitzer sind geeignete Maßnahmen auf Bundes- und Landesebene nötig. Es handelt sich ja nicht um regionale Schadensereignisse.
Frage: Drei Dürrejahre in Folge verunsichern Landwirt innen, verursachen sogar auf den schweren lippischen Böden Missernten. Der Klimawandel gefährdet die Ernährungssicherheit. Die Biodiversität sowie die bäuerliche Landwirtschaft in Lippe sind bedroht. Bis zu welchem Jahr wollen Sie den Kreis Lippe klimaneutral machen?
Antwort: Mit dem „Masterplan 100% Klimaschutz“ haben wir uns auf den Weg gemacht, spätestens im Jahr 2050, klimaneutral in Lippe zu ein.
Frage: Welche Schritte planen Sie um dieses Ziel zu erreichen?
Antwort: Das Thema Umwelt- und Klimaschutz ist Bestandteil im kreiseigenen „Zukunftskonzept 2025“. Dort heißt es, dass sich der Kreis Lippe seiner Verantwortung für Natur-, Umwelt- und Klimaschutz im Einklang mit einer verantwortungsbewussten und nachhaltig wirtschaftenden Forstwirtschaft stellt.
Mit der Gründung des KlimaPakts Lippe wurde der Grundstein geschaffen für ein Miteinander von Kommunen, Unternehmen, Institutionen, Vereinen und Bürgern. Deren gemeinsames Ziel ist: Das Klima von der Basis aus zu schützen und kreative Ideen und Projekte zu entwickeln und umzusetzen, die gemeinsam ein Klima mit Zukunft schaffen.
Die Aktivitäten des Kreises wurden im Jahr 2016 honoriert durch die Aufnahme des Kreises Lippe in den Kreis der 22 „Masterplan 100 % Klimaschutz“-Kommunen aus ganz Deutschland, die ambitionierten Klimaziele im Rahmen der Exzellenz-Initiative der Bundesregierung bis 2050 zu erreichen. Unsern Masterplan mit über 70 Einzelmaßnahmen gilt es nun zügig umzusetzen.
Frage: Werden Sie die bisherigen Aktivitäten des Kreises für den Klimaschutz (Masterplan, Klimapakt) verstetigen und intensivieren?
Antwort: Ich werde selbstverständlich die bisherigen erfolgreichen Klimaschutzaktivitäten, die wir in den letzten Jahren angestoßen haben, weiter intensivieren. Der Masterplan Klimaschutz hat die lippische Aufgangslage sehr gut analysiert und 6 Handlungsfelder definiert (Ich, Haus, Mobilität, Erneuerbare Energien, Wirtschaft, Kommunen).
Frage: Wie wollen Sie regionale Erzeugung und Vermarktung zur Stärkung der heimischen Landwirtschaft fördern?
Antwort: Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig regionale Lieferketten und Produkte sind. Der Kreis Lippe, die Stadt Bielefeld und der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband erstellen zusammen mit dem CIMA Institut für Regionalwirtschaft aus Hannover eine Markt- und Potentialstudie zur Agrar- und Ernährungswirtschaft auf lokaler und regionaler Ebene. Wichtig ist mir auch die Zusammenarbeit mit Regionalvermarktern, wie beispielsweise „Lippequalität“.
Frage: Wie wollen Sie den Wandel zu deutlich mehr ÖPNV und Radverkehr in Lippe fördern?
Antwort: Ein wichtiger Punkt sind die Kosten. ÖPNV muss für KundInnen noch preiswerter werden. Die Attraktivität dreht sich auch um Verlässlichkeit, Pünktlichkeit, Platzverfügbarkeit oder Anschlusssicherung für Pendelnde. Seit meinem Amtsantritt als Landrat setzte ich mich für eine Verbesserung bei der Taktung von Zügen und Bussen ein – u.a. zwischen den Hochschulstandorten.
Die Radinfrastruktur bauen wir planmäßig aus. In 2020 hat der lippische Kreistag sogar noch drei zusätzliche Radwege, über unser Ausbauprogramm hinaus, beschlossen.
Frage: Wollen Sie den Flughafen Paderborn mit weiteren Steuergeldern aus Lippe unterstützen, obwohl das Fliegen extrem klimabelastend ist und mehrere Flughäfen von Lippe aus sehr gut per Zug zu erreichen sind?
Antwort: Als Landrat verhandele ich in diesen Wochen, den Ausstieg aus dem Flughafen Paderborn/Lippstadt. Acht Prozent hält der Kreis Lippe am Flughafen Paderborn, diese wollen wir abgeben.
Frage: Sind Sie bereit ein Programm aufzulegen zum Erhalt des Kulturgutes unserer lippischen Straßenbaumreihen und Alleen, um diese innerhalb von 5 Jahren zu ergänzen?
Antwort: Wie u.a. an der Fürstenallee, zu sehen ist, engagiert sich der Kreis Lippe für den Erhalt wertvoller Alleen. Das wird auch so bleiben. Über die konkrete finanzielle Ausstattung entscheidet der Kreistag.
Frage: Werden Sie sich für ein 1.5 Grad Gesetz einsetzen, mit dem Ziel den Klimavertrag von Paris umzusetzen?
Antwort: Durch unsere Klimapolitik vor Ort arbeiten wir daran, den CO2 Ausstoß in Lippe immer weiter zu verringern. Wenn wir das schaffen, tragen wir hier vor Ort konkret dazu bei, dass die Erderwärmung zurückgefahren wird und die 1,5 Grad Grenze des Pariser Klimapaktes verwirklicht werden kann.
Frage: Aktuell sind wir auf dem Weg zu einer verheerenden Erwärmung von über 3 Grad. Der Klimawandel bedroht nicht nur Land und Forstwirtschaft, sondern die gesamte Wirtschaft. Werden Sie, wie in der Corona Pandemie, nun auch der Klimakrise höchste Priorität einräumen, zum Schutz unserer Lebensgrundlagen?
Antwort: Der Kreis Lippe wurde 2020 mit dem European Energy Award in Gold ausgezeichnet. Damit sind wir offiziell der klimafreundlichste Landkreis in ganz Deutschland. Das zu halten ist mein Ziel.
Im Umwelt-, Klima- und Artenschutzschutzes ist der Kreis Lippe ganz vorne mit dabei – und darauf bin ich stolz. Für diese Themen habe ich mich von Anfang an als Landrat stark gemacht. Denn das ist für mich Generationengerechtigkeit und Verantwortungsbewusstsein.
Wir müssen uns bewusstmachen, dass es so, wie wir momentan leben, auf keinen Fall weitergehen kann. Wir müssen unser Klima, unsere Umwelt, Tiere und Pflanzen wirksamer und nachhaltiger schützen. Daran werde ich weiterhin arbeiten.
Gekürzte Fassung – die vollständige Antwort von Axel Lehmann könnt Ihr hier Ihr hier als PDF aufrufen.