UNO-Behörde angerufen

Unterstützer der Initiative „Beller Feld“ haben den Exekutivsekretär des Sekretariates des Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen (UNEP/EUROBATS) angeschrieben. Die von der Stadt Horn-Bad Meinberg anversierte Ackerfläche, mit angrenzenden Altbaumbeständen, für den Bau eines Amazon-Logistik-Zentrums, scheint immer weniger für die Bebauung geeignet zu sein. Neben anderen geschützten Arten findet sich hier die Bechsteinfledermaus. Sie gehört zu der Gattung der Mausohren (Myotis) und ist benannt nach Johann Matthäus Bechstein, der sich bereits im frühen 19. Jahrhundert für einen Schutz von Fledermäusen einsetzte. Bechsteinfledermäuse sind sehr standorttreu und wenig wanderfreudig. Die weiteste bisher ermittelte Wanderstrecke wird mit 35 Kilometern angegeben, ist auf der Website von NABU zu lesen. Umsiedlungen sind deshalb kaum möglich umzusetzen. Die UNO-Behörde zum Fledermausschutz wurde nun um Stellungnahme zu dem Bebauungsvorhaben gebeten.

Hier der Brief im Wortlaut

UNEP/EUROBATS Sekretariat UN Campus
Platz der Vereinten Nationen 1 D-53113 Bonn

Schieder-Schwalenberg, den 13. November 2021

Betreff: Klimanotstand im Kreis Lippe – Stadt erwägt gigantische Flächenversiegelung für Amazon-Logistikzentrum
Heimat der Bechsteinfledermaus

Sehr geehrte Damen und Herren,

Der Stadtrat der Gemeinde Horn-Bad Meinberg im Kreis Lippe in Nordrhein- Westfalen möchte gegen den Willen der Bevölkerung ein Logistikzentrum des Amazon-Konzerns ansiedeln.

Seit Juni 2020 haben sich empörte Bürger*innen der Umgebung zusammengefunden und die „Aktionsgruppe Beller Feld“ gegründet. Der Name ergibt sich aus der Gemarkung – das sog. „Beller Feld“ ist eine bis dato agrarisch genutzte Fläche von höchster Bodenqualität zwischen dem Bad Meinberger Ortsteil Belle und dem Ortsteil Wöbbel der Stadt Schieder-Schwalenberg. Beide gehören zum Kreis Lippe, welcher sich zwischen dem Naturpark Teutoburger Wald und dem Weserbergland in kaum industrialisierter, überwiegend landwirtschaftlich genutzter naturnaher Kulturlandschaft befindet (Hermannsdenkmal, Externsteine, Weltkulturerbe Kloster Corvey u.a.).

Die Aktionsgruppe Beller Feld wendet sich entschlossen und energisch gegen die geplanten Ansiedlungspläne.

Die Pläne der Stadt Horn-Bad Meinberg beziehen sich auf eine 35 ha große, seit Jahrhunderten agrarisch genutzte zusammenhängende Fläche von höchster Bodenqualität (bis zu 80 Bodenpunkte) und mit sehr guter Wasserhaltung.
Ab 55 Bodenpunkten gilt der Boden als wertvoll. Die Versiegelung und damit endgültige Zerstörung von so wertvollem Ackerboden ist insbesondere angesichts des Klimawandels und des ohnehin viel zu hohen Flächenverbrauchs in Deutschland unverantwortlich!

Die Bundesregierung hat erklärt den zügellosen Flächenverbrauch durch die Kommunen zu reduzieren.
Die Ratsfrauen und -herren der Stadt Horn-Bad Meinberg ignorieren diese Maßgabe der Bundesregierung, denn sie erhoffen sich gerade von Amazon, dem bekanntlich erfolgreichsten Steuervermeider der Welt, u.a. beträchtliche Steuereinnahmen.

Des Weiteren hat am 7. Oktober 2019 der Landrat des Kreises Lippe den Klimanotstand ausgerufen. Auch das streicht am Rathaus in Horn vorbei.

Nach drei Dürresommern hintereinander, muss dieser Notstand auch Konsequenzen nach sich ziehen.
Zitat des damaligen Bürgermeister Herrn Block: „Im Beller Feld würde man alles ansiedeln – nur kein Logistikunternehmen!“
Die Ackerflächen, auf denen das Logistikzentrum entstehen soll, gehören zu den besten im Land. Auf diesen Böden lassen sich auch in trockenen Sommern aufgrund der hervorragenden Wasserhaltung gute Erträge erzielen. Bei den Hitzeperioden der letzten Jahre lohnt der Getreideanbau auf sandigen Böden bereits nicht mehr. Da die Wissenschaftler häufigere Dürren für die Zukunft voraussagen, sind gute Böden dringend zu erhalten.

Obwohl der Bebauungsplan noch nicht genehmigt ist, wurden auf dem gesamten Areal im Frühjahr Vergrämungsmaßnahmen gegen die Feldlerchen angebracht. Händeringend versucht die Stadt Ausgleichsflächen in entsprechendem Umfang zur Verfügung zu stellen, was ihr offensichtlich recht schwerfällt.

Die Artenschutzmaßnahmen für das bereits bestehende Industriegebiet wurden auf den Flächen durchgeführt, die jetzt zerstört werden sollen.

Wo finden diese Artenschutzmaßnahmen dann statt?

Wer Ackerflächen erhält, handelt nachhaltig. Und genau das muss angesichts der heraufziehenden global-ökologischen Katastrophe Ziel allen vernünftigen politischen Handelns sein.

Darüber hinaus ist der Amazon-Konzern nicht gerade für eine ökologische Unternehmensphilosophie bekannt. So ist das zu erwartende Verkehrsaufkommen fernab jeder Autobahn – die nächste Autobahn ist ca. 30 km entfernt – für die jetzt schon stark belasteten Bundes- und Landstraßen der Umgebung unvorstellbar.

Die geplante Amazonhalle soll viergeschossig werden und hat eine Fläche von 320*180 Meter und eine Höhe von 28 Meter. In dem Zentrum sollen zwischen 1000 und 1600 Menschen in einem Dreischichtbetrieb zwischen 0:00 und 24:00 Uhr arbeiten. Täglich werden bis zu 220 LKW entladen und sogleich wieder beladen für die Fahrt in ein Sortierzentrum. Das sind dann 440 Fahrten von LKW durch unsere Dörfer, die ohnehin schon eine hohe Verkehrslast ertragen müssen. Hinzukommen die über 2000 An- und Abfahrten der Beschäftigten mit privaten PKW rund um die Uhr. Das Areal wird 24 Stunden taghell sein.

In Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Lippe wurde ein Kartierkonzept zur Erfassung planungsrelevanter Vogel-, Fledermaus- und Amphibienarten erstellt.
Zur Erfassung der Fledermäuse wurde eine Höhlenbaumkartierung und akustische Erfassungen Mittels Ultraschalldetektor an insgesamt acht Terminen im Zeitraum April bis September 2020 vorgenommen. Die Kartierung hatte zum Ziel, etwaige Fledermausquartiere und Aktivitätszentren festzustellen.
Dabei wurde die seltene Bechsteinfledermaus entdeckt.

Wir bitten Sie, als Exekutivsekretär des Sekretariates des Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen (UNEP/EUROBATS) für den Erhalt der Bechsteinfledermaus im Beller-Feld zu kämpfen.

Um Rückantwort wird gebeten.

Mit freundlichen Grüßen

Aktionsgruppe Beller-Feld www.beller-feld.de

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