Der Waldwanderer Gerald Klamer in Detmold – Multimedia-Vortrag am 19.11.2023

Der BUND Lippe und die Volkshochschule Detmold-Lemgo veranstalten am 19.11.2023 einen Multimedia-Vortrag mit Gerald Klamer. Klamer war bereits im März diesen Jahres in Detmold und berichete über seine 6.000 Kilometer umfassende Wanderung durch deutsche Wälder. Aufgrund der hohen Nachfrage folgt nun einen Folgeveranstaltung.

2022 war er in den Urwäldern in Ost-Europa unterwegs. Er hat Spannung, Entspannung und Gefahr im Gepäck. Seine Erlebnisse mit Bären, Wölfen, Auerhühnern, Aktivisten, Urwaldforschern, Soldaten haben die Reise geprägt. Der Name des neuen Buches lässt Manches erahnen: „Durchs wilde Herz der Karpaten.“ Das Buch erscheint im Februar 2024 und kann bei der Veranstaltung vorbestellt werden. Gerald Klamer zeigt berührende Naturfotos, steht für Gespräche zur Verfügung und signiert auf Wunsch sein aktuelles Buch „Der Waldwanderer“.

Vortrag Fledermäuse mit Bernd Meier-Lammering am 18. August 2023

Die Bürgerinitiative PRO ILSETAL und die Lemgoer Gruppe im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland laden ein zu einem Vortrag über Fledermäuse mit anschließender Exkursion. Der BUND-Experte in Sachen Fledermäuse Bernd Meier-Lammering wird in einem Vortag in die Welt der „Jäger der Nacht“ einführen. Fledermäuse aus der Pflegestation können dabei aus nächster Nähe beobachtet werden. In seinem Vortrag wird er auch auf Eingriffe in die Lebensräume von Fledermäusen eingehen und die damit verbundenen Auswirkungen. 

Mit Hilfe von Fledermausdetektoren können die Teilnehmer der anschließenden Exkursion die Ultraschallrufe wahrnehmen die Fledermäuse bei ihren Jagdflügen nutzen. Da die einzelnen Arten unterschiedliche Tonhöhen erzeugen kann auf diesem Wege auch festgestellt werden welche Arten im Ilsetal noch vorkommen.
Termin für die Veranstaltung ist Freitag der 18. August 2023. Veranstaltungsort ist die Alte Steinmühle, Entruper Weg 88 in Lemgo. Beginn 20:00 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten.

Die Zahl der Teilnehmer für die anschließende Exkursion ist auf Grund der zur Verfügung stehenden Detektoren begrenzt, daher bitte rechtzeitig anmelden über: info@pro-ilsetal.de

Vortrag Fledermäuse mit Bernd Meier-Lammering am 18. August 2023

Regionalplan OWL 2020: Konsequenzen zum Schutz vor Überflutungen in Detmold und Lage

Schreckenstag,  Montag der 22.05.2023. Überschwemmungen in Detmold und Lage. Besonders schlimm traf es in den Detmolder Ortsteil Klüt. Teilweise standen Keller und Erdgeschosse bis zu zwei Meter unter Wasser erklärte die Feuerwehr in Detmold. Heizungsanlagen wurden beschädigt, Öl kontaminierte die Umgebung. Auch in Jerxen-Orbke, an der Klüter Straße, liefen einige Keller voll. In Lage trat der Oetternbach über die Ufer, Gullys verstopfen, Gärten und Hofflächen wurden überschwemmt, mit Wasser und Schlamm. Viele Anwohner besitzen keine Elementarversicherung. Sie müssen die Kosten der Schäden selber bezahlen. Die Stadt Detmold sucht derzeit nach den Ursachen. Detmolder Stadtratsmitglieder erklärten gegenüber der Lippischen Landes-Zeitung man hätte viel gemacht und sei gut aufgestellt. Ausreichend scheinen die Maßnahmen bislang nicht gewesen zu sein. Auch der Regionalplan OWL 2020 scheint die jüngsten Auswirkungen zu negieren. Deshalb stellt sich unweigerlich die Frage: Was muss zukünftig getan werden, um die Menschen vor ähnlichen Ereignissen zu schützen?

Starkwettereignisse und Dürreperioden nehmen eindeutig aufgrund des Klimawandels zu. Damit nehmen auch die Schäden, die die Wetterereignisse hervorrufen zu. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV)hat sie teilweise beziffert: 2022 entstanden Versicherungsschäden in Höhe von 790 Millionen Euro, 2021 waren es 5,5 Milliarden Euro u.a. durch die Flut im Ahrtal. Deshalb fordert der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten sowie verbindliche Klimagefährdungsbeurteilungen bei Baugenehmigungen, wie die Deutsche Presseagentur (dpa) im Mai 23 berichtet.

Eine deutliche Positionierung des GDV, wohl auch deshalb, weil Nordrhein-Westfalen (NRW) am heftigsten von den Schäden durch Starkwetterereignisse betroffen ist. NRW ist das Bundesland mit den meisten versiegelten Flächen (Gewebe-, Wohnbebauung, Straßen). Flächenversiegelung und Flurbereinigung sind ausschlaggebende Gründe für die Zunahme von Starkwetterereignissen. Viele Kommunen haben das erkannt. Der Rückbau von begradigten und verrohrten Bächen und Flüssen, Renaturierungsmaßnahmen von Bachläufen und Flussauen, in Stand gesetzte oder neue Rückhaltebereiche für große Wassermengen, das Freihalten von Flussauen von Bebauungen (z.T. Rückbebauungen) greifen um sich. Was früher in den 60er und 70er Jahren gewünscht und mit viel Geld umgesetzt wurde, steht jetzt als Auslöser für Katastrophen ganz oben auf der Liste. Mit viel Geld müssen dieses Maßnahmen nun zurückgebaut und beseitigt werden.

Weitere Forderungen werden laut. Walter Neuling, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat von Detmold nennt gegenüber der Lippischen Landes-Zeitung, u.a.: Entsiegelung von Flächen, keine Neuversiegelung mehr, die großen Parkplätze in Gewerbegebieten abschaffen und Parkmöglichkeiten aufständern. „Aber auch die kleinen Maßnahmen wie das Freihalten von Gräben und Abläufen seien wichtig, die klassischen Stadtaufgaben. … alles, so Neuling, was das Wasser langsamer abfließen lässt, ist wichtig.“

An dem Schreckenstag fielen zwischen Detmold und Herford 45 bis 70 Liter Wasser pro Quadratmeter, berichtete die Tagesschau. Dieses Wasser muss irgendwo hin. Dürreperioden lassen die Erdböden trocken und sehr fest werden. Dadurch nimmt die Wasserausnahmekapazität ab. Versiegelte Flächen können kein Wasser aufnehmen. Damit sind einige der Ursachen für die Überschwemmungen bereits identifiziert. Was benötigt wird sind „offene“ Flächen, die Wasser aufnehmen können. Das ist nur ein Thema, neben dem Klimawandel und Artensterben welches in dem aktuell verabschiedeten Regionalplan zu Konsequenzen hätte führen müssen. Leider wurde diese Problematik im Regionalplan 2020 nicht oder nur marginal berücksichtigt. Vielmehr wurden Pläne, die vor Jahrzehnten entstanden sind, einfach fortgeführt. Die bekannten negativen Auswirkungen des Klimawandels sind weder ausreichend in den Focus genommen noch entsprechend berücksichtigt worden.

Der Regionalplan 2020 legt bis zum Jahr 2042 fest welche Flächen bebaut werden sollen. In der ersten Offenlegungsphase des Regionalplan im März 2021 wurde folgende Zahlen in Hektar (ha) genannt.

  • Detmold: 134 ha insgesamt  (77 ha für Industrie/Gewerbe, 57  ha für Wohnungen)
  • Kreis Lippe: 522 ha insgesamt (356 ha für Industrie/Gewerbe, 166 ha für Wohnungen)
  • OWL: 7.025 ha insgesamt (3.812 ha für Industrie/Gewerbe, 3.213 ha für Wohnungen)

Von den geplanten Versiegelungen wurde kaum abgewichen. Der Regionalrat stimmte gegen die Stimmen der Fraktion  vom Bündnis 90/Die Grünen in seiner Sitzung am 19.06.2023 für den Entwurf des Regionalplan in der vorliegenden Fassung, ohne entsprechende notwendigen Veränderungen, d.h. weniger Flächenversiegelung, aufgrund der vergangenen Schadensereignisse und der zukünftig zunehmenden Starkwetterereignisse.  Anträge und Anregungen von Kommunen, Naturschutzverbänden und Privatleuten diesbezüglich wurden mit diesem Beschluss zurückgewiesen. Zahlreiche Stellungnahmen sowie die Demonstrationen, am 12. Dezember 2022, von rund 50 Mitglieder der Naturschutzverbände aus Ostwestfalen Lippe vor der Bezirksregierung Detmold, Leopoldstr. 15, werden von den politisch Verantwortlichen scheinbar ignoriert.

Im Rahmen der Beschlussfassung wurde  eine zweite Offenlegung für zwei Monat vorgeschlagen. Eine erneute Auslegung soll in der Zeit vom 01.08.2023 bis einschließlich 02.10.2023 erfolgen. In diesem Zeitraum kann erneut Stellung genommen werden, auf eine Erörterung mit beteiligten Akteuren soll verzichtet werden. Die konkrete Bekanntmachung der Offenlegungsphase erfolgt mindestens eine Woche vorher in dem Amtsblatt für den Regierungsbezirk Detmold und auf der Internetseite www.bezreg-detmold.nrw.de.

Das Bündnis LIPPE ökoLOGISCH macht die Bezirksregierung, den Regionalrat als auch die Öffentlichkeit mit dieser Presseinformation auf den weder nachhaltigen noch zukunftsweisenden Beschluss zum Regionalplan 2022 aufmerksam. In dem neuen Entwurf wurden beispielsweise Flächen gestrichen, die in dem derzeit noch gültigen Regionalplan als schützenswert eingestuft sind. Das ist als wohl als ein Zeichen von verschiedenen anderen Entwicklungen zu werten, dass die politisch Verantwortlichen die Auswirkungen des Klimawandels und Artensterbens negieren, nicht wahr haben wollen oder nicht verstanden haben.

Deshalb fordert LIPPE ökoLOGISCH, dass die aktuellen Entwicklungen und die jüngst entstanden Schäden in der Region im Mai 2023 Konsequenzen auf den Regionalplan 2020 haben. Die angestrebte Bebauung von Natur- und Ackerflächen muss eingeschränkt werden. Vor allem sind angrenzende Flächen an Wasserläufen unbedingt frei zu halten. Weniger Versieglung ist ein Muss für die Zukunft.

Quellen

Deutsche Presseagentur, dpa-infocom, dpa:230531-99-889760/2

Lippische Landeszeitung, „Stadt sucht Ursachen der Überschwemmung“, 10./11.06.2023, Seite 13

Tagesschau, https://www.tagesschau.de/inland/regional/nordrheinwestfalen/unwetter-nordrhein-westfalen-100.html

Lippische Landes-Zeitung, „Grüne gegen Regionalplan“, 20.06.2023, Seite 5

Ansprechpartner: Helmut Krüger

info@lippe-oekologisch.de

Mehr Artenvielfalt im öffentlichen Grün

Taten zum Schutz des Klimas und der Arten sind dringend notwendig, wie allen, Politikern und Bürgern bewusst ist. Auch deshalb erklärte der Kreis Lippe 2019 den Klimanotstand, u.a. auf Anregung von Fridays for Future und dem Jugendklimaparlament in Lippe. LIPPE ökoLOGISCH macht nun auf die Petition: „Mehr Artenvielfalt im öffentlichen Grün“ aufmerksam. Das Bündnis unterstützt diese intelligente Idee, die bundesweit umgesetzt werden soll. Die Ideengeberin, Claudia Blauert, aus Kevelaer (NRW) macht ihn ihrem Bundesland den Anfang.

Übergabe der Petition „Mehr Artenvielfalt im öffentlichen Grün“. Von li.: Dr. Hanns Blauert, Georg Lüdecke, Claudia Blauert, MdL Dr. Volkhard Wille, Christian Robbin, Dr. Detlev Kröger (Foto: Claudia Blauert)

LIPPE ökoLOGISCH erhielt Kenntnis von der Petition„Mehr Artenvielfalt im öffentlichen Grün“, durch die Netzwerkkontakte und eine Pressemeldung in der erklärt wird, dass die AutorInnen die Petition am 25.10.2022 fast 6.000 Unterschriften im Landtag NRW in Düsseldorf einreichten. Vor der Petitionsübergabe sprach die Gruppe mit Dr. Volkhard Wille MdL, dem Sprecher für Natur- und Umweltschutz der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag NRW. Die aktuell schwierige Situation der heimischen Artenvielfalt und die Ziele der Petition wurden thematisiert. Dr. Wille erklärte: „Der Erhaltungszustand von Natur und Artenvielfalt hat sich in NRW in den letzten Dekaden zunehmend verschlechtert, wobei wir eigentlich bereits einige gute Gesetze haben. Es bestehen aber enorme Defizite bei deren Umsetzung.“ Damit beschreibt er ein besorgniserregendes Ergebnis, welche viele Wissenschaftler in verschieden Studien belegt haben.

Naturschützer arbeiteten im Jahr 2021 die Petition aus und starteten die Unterschriftensammlung auf Openpetition. Zu den Petitions-AutorInnen gehören Claudia Blauert, Kevelaer; Georg Lüdecke, Kempen; Dr. Detlev Kröger, Münster und Jürgen Kruse, Nottuln. Blauert erklärt auf Nachfrage: „Die Idee und Zielsetzung der Petition ist nicht ganz ohne Aufwand umsetzbar. U.a. können Kosten entstehen, z.B. weil andere Maschinen angeschafft werden müssen. Das gewonnene Flächenpotenzial, auf denen sich Arten entwickeln können, ist jedoch Emans und damit ein Gewinn für jede Kommune. Deshalb sollen auch in anderen Bundesländern Petitionseingabe für „Mehr Artenvielfalt im öffentlichen Grün‘ folgen.“

Seit viele Jahren sind die Auswirkungen von Klimawandel und Artenschwund bekannt. Substanzielle Änderungen zum Schutz der Insekten- und Artenvielfalt konnten jedoch bislang nicht erreicht werden. Die „Volksinitiative Artenvielfalt NRW“, mit über 115.000 Unterschriften, von den Naturschutzverbänden NABU, LNU, BUND und rund weiteren 100 Initiativen organisiert, wurde 2021 sogar vom NRW-Parlament abgewiesen, obwohl allen klar ist: Man muss dringend etwas tun.

Claudia Blauert erklärt: „Mit dem praktisch ungebremsten Fortschreiten des Artenschwundes löschen wir sozusagen die ‚Festplatte‘ unseres Ökosystems, während wir gleichzeitig mit unserer gesamten Zivilisation davon abhängig sind, dass es gut funktioniert. Die Artenschwundkrise ist untrennbar verwoben mit der Klimakrise … Wir können sie aber nur gemeinsam überwinden und stehen hier in historischer Verantwortung.“

Das Anliegen der Petition „Mehr Artenvielfalt im öffentlichen Grün“ ist umsetzbar und spart nach der Anfangsphase, die teilweise mit Mehraufwand verbunden ist, oft Kosten. Denn häufige und aufwendige Pflegemaßnahmen von öffentlichen Grünflächen könnten mit der Umsetzung der Petition oft reduziert werden. Notwendig sind ein Umdenken der zuständigen Kommunen und Behörden und überschaubare Investitionen, in der Umstrukturierungsphase.

Ziel der Petition ist ein konsequent ökologisch ausgerichtetes Grünflächenmanagement mit geeigneten Pflegemaßnahmen. Oft werden Wiesen und Straßenrandstreifen zu früh und zu oft gemäht, Gehölze und Hecken abgeschreddert und gemulcht. Mulchen tötet Insekten. Häufiges Mulchen führt zur Überdüngung. Besser ist es das Gras zu mähen und zum Trocknen liegen zu lassen. Hin zu mehr naturbelassen Flächen im öffentlichen Grün, das ist der Plan der Petitions-Autoren. Die Umsetzung der Maßnahmen liegt in der Hand der Kommunen. Zuständig sind: Grünflächenämter, Straßenbehörden, Betriebshöfe, Gewässerverbände.

Mit der Idee rennt die Autorengruppe offene Türen im Bündnis LIPPE ökoLOGISCH ein. Helmut Krüger erklärt als Sprecher: „In Detmold und einigen anderen Städten im Kreis Lippe werden schon einige Flächen nach dem Prinzip der Petition gepflegt, bzw. besser gesagt mehr in Ruhe gelassen. Randstreifen an Straßen, Verkehrsinseln wurden zu Blühwiesen und dürfen sich entwickeln. Diesem Konzept noch mehr Raum geben, auch in Parkanlagen, wäre sinnvoll und möglich.“

Die Petition kommt gerade zum richtigen Zeitpunkt, um dieses Thema auf die Agenda zunehmen und vieleicht im nächsten Jahr schon verstärkt umzusetzen. Dazu möchten LIPPE ökoLOGISCH alle zuständigen Behörden aufrufen: Die nachhaltige, ökologische Grünflächenpflege ausweiten, damit unsere heimische, Tier- und Pflanzenwelt erhalten bleibt.

Karlsruher Klimaurteil – Auswirkungen für Lippe

Pressemitteilung, 14.05.2021 (ah)

Blick auf den Rotenberg, Foto: Annette Heuwinkel-Otter

Einzelpersonen und Klimaaktivisten, z.B. Lisa Neubauer (Fridays for Future Deutschland) sowie Initiativen und Vereine wie die Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace, Germanwatch und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) haben sich zusammengetan und die deutsche Klimapolitik von dem Bundesverfassungsgericht prüfen lassen. Sie halten das im Jahr 2019 verabschiedete Klimaschutzgesetz für nicht ausreichend. Das Verfassungsgericht gab ihnen Recht, am 29.04.2021. Ein wegweisendes Urteil, welches nun zum Handeln zwingt, auch in Lippe. Am 8.10.2019 erklärte der Kreis Lippe den Klimanotstand, auf Anregung von Fridays for Future und des Jugendklimaparlaments in Lippe. Nun müssen Taten folgen.

In erster Linie ist der erklärte Klimanotstand hier in Lippe ein symbolischer Akt. Der Kreis zeigt damit, dass er sich mit dem Klimawandel beschäftigt und handeln will. Aber für den Landrat heißt das, entgegen einiger Stimmen im Kreistag, nicht, dass es sich hier um eine reine Symbolpolitik handelt.“, so berichtet Radio Lippe darüber.

Auf der Website www.klimapakt-lippe.de steht: „… Damit erkennt die Politik die Dringlichkeit zu handeln, will die Klimakrise eindämmen und sieht ihre schwerwiegenden Folgen als Aufgabe von höchster Priorität an. Bei politischen Beschlüssen sollen künftig auch die Auswirkungen auf das Klima und die ökologische Nachhaltigkeit als Entscheidungsgrundlage dienen. Zudem soll weiter an den Aktivitäten des Masterplans 100% Klimaschutz gearbeitet werden. Darüber hinaus unterstützt der Kreistag ausdrücklich das Engagement all derjenigen, die sich für mehr Klimaschutz einsetzen.“

„Unterschiedliche Interpretationen, die den ausgerufenen Notstand mit Fragezeichen versehen. Nimmt man den Kreistag ernst bleibt zu fragen: Was wurde in den nachfolgenden siebzehn Monaten konkret gegen die drohende Klimakrise unternommen, um dem Klimanotstand zu begegnen?

Das Bundesverfassungsgericht brachte es in seinem Urteil auf den Punkt und erklärte, dass die Menschen heute nicht so viel emittieren dürfen, so dass zukünftigen Generationen kein Raum mehr bleibt für ihr Leben, ihre Freiheitsentwicklung.

Klimaschutz ist ein Menschenrecht. Die Auswirkungen des Klimawandels berühren die Menschenrechte in vielfältiger Weise. Der Rechtfertigungsdruck ist damit für den Gesetzgeber größer geworden. Nur abzuwägen, was für die Gegenwart wichtig ist, reicht nicht. Nach dem Urteil heißt es nun, der Wissenschaft zu folgen, sich daran zu orientieren, was die Welt, und damit die Generationen, brauchen.

Für den Kreis Lippe heißt das verschiedene Projekte auf „die Nachhaltigkeit“ zu prüfen. Auf den Prüfstand gehören, u.a.: Die B239n; die Nordumgehung Lemgo; die Ansiedlung von Amazon im Lippe; die Realisierung von neuen Industrie- und Gewerbegebieten, mit der Folge der Versiegelung von Acker- oder Naturflächen, die aufgehobene der Baumschutzsatzung in Detmold (Ratsbeschluss vom 18.02.2016), die Sanierung und das Managen von Altlasten z.B. Industriebrachen, Chemieindustrie; neue Windparkanlagen, in abgeholzten und zerstörten Waldgebieten; das Ansinnen Naturschutzgebiete für neue Gewerbegebiete zu verkleinern.

Wir brauchen eine Politik, die sich konsequent am Schutz der Lebensgrundlagen der jungen Menschen und der nachfolgenden Generationen orientiert. Und wir wollen mitreden, was in nächster Zukunft zur Bewältigung des Klimawandels „als Aufgabe von höchster Priorität“ gesehen wird. Intelligente Konzepte müssen her, zu denen wir, als klimaschutzengagierte Bürger*innen im Bündnis LIPPE ökoLOGISCH einen Betrag leisten können und wollen.

Regionalplan OWL 2020

Informationsdefizit: Antrag auf Verlängerung der Offenlegung

Derzeit steht, neben Corona, der Regionalplan OWL 2020 im Fokus der kommunal-politischen Aktivitäten. Ist er verabschiedet, regelt er die Zukunft in OWL bis in das Jahr 2040 hinein. Also ein äußerst wichtiges Instrument. Derzeit sind aufgrund von Corona die Arbeit in politischen Gremien, Vereinen, Bürgerinitiativen und die medialen Information eingeschränkt bzw. lahm gelegt. Die Frist für die Abgaben von Stellungnahmen zum Regionalplan, zu dem alle Akteure aufgerufen sind, verstreicht am 31.03.2021. Die Zeit ist zu knapp zur Meinungsbildung. Deshalb beantragt LIPPE ökoLOGISCH bei der Bezirksregierung Detmold eine Verlängerung der Offenlegungsphase.

Der Regionalplan OWL soll termingerecht beschlossen werden. Die Offenlegungsphase endet am 31.03.2021. Die öffentliche Beteiligung sieht vor, dass politische Gremien, Bürgerinnen und Bürger, Naturschutzverbände und Initiativen zum Regionalplan Stellung nehmen.

Details zum Regionalplan sind nur auf der Website der Bezirksregierung Detmold zu finden. Das „Rathaus Mobil“ als etablierte Veranstaltung des Detmolder Rathauses, oder ähnliche Veranstaltungen zur Information der Bevölkerung in anderen Regionen sind nicht möglich. Diskusionen in Internetforen zeigen, dass die die Bürgerinnen und Bürger von den Informationen quasi ausgeschlossen sind.

Ein Informationsdefizit scheint auch in den politischen Gremien zu bestehen. Die Grünen im Regionalrat hatten am 15.02.2021 eine Verlängerung der Offenlegungsphase beantragt. Der Antrag wurde abgelehnt.

Am 3.03.2021 tagte der Ausschuss für Stadtentwicklung in Detmold. Zum Tagesordnungspunkt „Regionalplan“ stellte Wulf Hermann (Bündnis die Grünen) einen Antrag auf Beratungsbedarf, da es im Vorfeld zum Regionalplan weder Erklärungen oder eine Präsentation gab. Dem Antrag wurde stattgegeben, es erfolgte kein Beschluss. Politiker und Bürger sind uninformiert, auch aufgrund von Corona.

Jeder Interessierte kann sich im Internet, falls ein Zugang besteht, auf der Seite der Bezirksregierung Detmold belesen. Die textliche Festsetzung zum Regionalplan umfasst 297 Seiten. Hinzukommen weitere Unterlagen, wie Karten oder Gutachten. Bürger und Mitglieder von politischen Gremien müssen sich alleine damit auseinanderzusetzen.

Vor allem für die Bürger ist das ein schwieriges Unterfangen, da sie normalerweise nicht mit diesen Dingen konfrontiert sind. Eine echte Bürgerbeteiligung ist derzeit nicht gewährleistet, deshalb braucht die Meinungsfindung zu diesem zukunftsbestimmenden und schwierigen Thema mehr Zeit. Der Antrag, den das Netzwerk an die Bezirksregierung und an den Regionalrat richtet greift den Zeit- und Informationsmangel auf und begründet, warum eine verlängerte bzw. erneute Offenlegung sinnvoll ist.

LIPPE ökoLOGISCH ist ein Netzwerk im Kreis Lippe, das aus Naturschutzverbänden, Vereinen, Bürgerinitiativen, Landwirten und Einzelpersonen besteht. Im Fokus der Bemühungen steht der intelligente Einsatz und der sparsame Verbrauch von Flächen, der Erhalt der lippischen Kulturlandschaften für die nachfolgenden Generationen sowie Maßnahmen zum Klimaschutz und Artenerhalt.

Tags des Bodens – Mehr politischer Mut

Der Boden ist geplagt. Mikroplastik und Pestizide verunreinigen ihn, Versiegelung und menschgemachte Dürreperioden, durch den Klimawandel, machen ihn unbrauchbar. Warum gehen wir nicht besser mit ihm um? Der Erdboden ist unvermehrbar, er ernährt die Weltbevölkerung. Deshalb brauchen wir mehr Mut und politischen Willen ihn zu schützen.

Zum Internationalen Tags des Bodens (5.12.) ruft die Vereinigung LIPPE ökoLOGISCH, die politisch Verantwortlichen auf, den Erdboden als Grundlage allen Lebens mehr zu schützen. Nur gesunde Böden können ihre wertvollen Funktionen erfüllen.

Landwirte benötigen Ackerböden zur Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln. In diesen Tagen gehen sie erneut auf die Straße, um auf ihre missliche Situation und das schrumpfen der landwirtschaftlichen Betriebe aufmerksam zu machen. Natur- und Waldflächen sind notwendig, um dem Klimawandel zu begegnen und um in den großen Städten für ausreichend Frischluft zu sorgen. Jeder weiß das. Dennoch werden Wälder abgeholzt, wie der Dannröder Wald für eine Autobahn, damit Menschen schneller von hier nach dort kommen. Der Boden wird verunreinigt, mit Müll, Plastik und Giften. Er wird versiegelt durch Straßen, Parkplätze und überdimensionierte Gewerbeflächen. Die Menschheit betreibt Raubbau am Boden. Ist das zeitgemäß, in einer Welt, die vom Klimawandel geplagt ist? Immer mehr Menschen sagen „Nein“ dazu. Vielfache Petitionen, von Tausenden unterschrieben, zeigen das sich die Menschen gegen diesen Raubbau an Boden und Natur wehren. Diese Stimmen ernst nehmen, fordern wir die politisch Verantwortlichen auf.

Auch in Lippe sind Boden- und naturzerstörerische Vorkommnisse sichtbar: Die B239/238 sollen ausgebaut und dadurch Naturregionen, u.a. das Ilsetal zerstört werden. Umgehungsstraßen in  Cappel und Vahlhausen sind geplant, die guten Boden versiegeln. Gewaltige Eingriffe, um einige wenige Minuten schneller zu sein? Straßen, Straßen, Straßen, in einer Zeit, die doch im Zeichen einer Verkehrswende stehen sollte?

In Belle will sich der weltweit kritisierte Speditionsriese Amazon ansiedeln. Steht die Zahl der erwarteten Arbeitsplätze und der Gewerbeeinnahmen wirklich in Relation zu der neu versiegelten 50 Hektar umfassenden Fläche?

Zudem ist der Bau eines gewaltigen Hochwasserrückhaltebeckens an der Wiembecke geplant, einhergehend mit dem beabsichtigten Neubau der Ortsumgehung Hornoldendorf (K90,1n). Viel Natur und Boden werden für ein aufgrund von der Verkehrszahlen fragliches Projekt zerstört. Ökologisch sinnvolle Alternativen für den Hochwasserschutz wurden nicht in Erwägung gezogen.

Allen diesen Vorhaben ist eines gemeinsam: Wertvolle Ackerflächen werden versieget. In den letzten 70 Jahren wurden 115 km² an unversiegelten Böden in Lippe überbaut und versiegelt, in etwa die Fläche der Gemeinde Kalletal (112 km²), errechnete Bernd Milde (NABU). Damit wird auch wertvolle Natur unwiederbringlich zerstört, sozusagen von unseren Kindern und Enkeln geraubt.

Wir rufen die Politiker auf: Habt mehr Mut zum Experimentieren und Ausprobieren! Schaut nach Alternativen – die oft langfristig günstiger und umweltverträglicher sind. Nicht mehr Straßen, sondern mehr Freiraum. Dazu braucht es kreative Ideen: Eine Umverteilung des Straßenraums zugunsten von Fußgängern und Radfahrern. Eine Handvoll von Familien überzeugen vier Wochen auf das Auto zu verzichten und andere Verkehrsmittel zu benutzen. Die Kosten dafür unterstützen und am Ende der Erprobungszeit aus deren Erfahrungen lernen. Ein Stadtverbesserungsreferat gründen, in dem Initiativen und Politiker gemeinsam Lösungen erarbeiten.

Seien Sie mutig, geehrte Politiker. Setzen Sie  nicht einfach das um, was Jahrzehnte zuvor geplant worden ist. Die Zeiten haben sich geändert. Ändern Sie ihr Tun. Schützen Sie das was jeder Mensch braucht: Den Boden auf dem alles (ent)steht, die Basis für unser aller Leben.

Sven Giegold in Detmold

Pressemeldung 18.08.2020

LIPPE ökoLOGISCH ist ein Zusammenschluss von derzeit 16 Initiativen und Verbänden, die sich u.a. für den Erhalt der Lippschen Kulturlandschaft und gegen übermäßigen Flächenverbrauch einsetzen.

Im Zuge der Kommunalwahlen wird das Gespräch zwischen Bürgern und Politikern  gesucht. Aufgrund der Initiative des „Aktionsbündnis: Detmolder Westen“ wurde Sven Giegold, als Sprecher der deutschen Grünen im Europaparlament, eingeladen. Am 23.08. können interessierte Bürgerinnen und Bürger mit ihm und Robin Wagener, Landratskandidat der Grünen, sprechen. 

Termin: 23.08.2020, um 15:30 Uhr, Orbker Krug – Syrtaki, Lagesche Straße 256


Sven Giegold, Sprecher der deutschen Grünen im Europaparlament, kommt nach Lippe

Nicht nur Corona beschäftigt die Menschen. Klimawandel, Artenrückgang, und Flächenversiegelung sind Themen, die nicht nur die jüngeren Generationen beschäftigen und auf die Straßen treiben. Um den umweltschädlichen Entwicklungen im Kreis Lippe entgegenzutreten,  ist das Netzwerk LIPPE ökoLOGISCH entstanden. Der Initiativenverbund spricht  mit den Politikern der Grünen Sven Giegold und Robin Wagener und lädt Interessierte zur Diskussion ein.

Die zunehmende Vernichtung von Ackerflächen, Wiesen und Wäldern durch neue Straßen, Industrie- und Gewerbeflächen sind Themen die Giegold und auch Robin Wagener, als Kandidat der Grünen für das Landratsamt am Herzen liegen. Gemeinsam wollen sie die Meinungen der Menschen zu diesen Entwicklungen erfragen. Der Bau der B239n, die mögliche Ansiedlung von Amazon in Belle, die neue Anlage von Industrie- und Gewerbeflächen, für die das Naturschutzgebiet Oetternbach verkleinert werden sollen, wie die Stadt Detmold plant, sind Themen, die mit Bürgerinnen und Bürgern diskutiert werden sollen.

Ist der Flächenverbauch in Lippe noch verantwortlich oder unverantwortlichen, mit Blick auf die nachfolgenden Generationen? Soll auch zukünftig das stetige wirtschaftliche Wachstum über dem Gemeinwohl stehen? Oder muss die Wirtschaftsspirale gebremst werden, damit unsere Welt erhalten bleibt? Ist die Umwelt- und Klimaschutzpolitik in Lippe, Deutschland und Europa ausreichend? Braucht es eine EU-weite Bodenschutz-Regelung?

Die Bürgerinnen und Bürger können am 23.08.2020 mit den Politikern Sven Giegold und Robin Wagener über diese und andere Fragen sprechen. Das politische Gespräch erfolgt eine Woche vor der am 30.08.2020 geplanten Demonstration auf der B239 zwischen Detmold und Lage.

Termin: 23.08.2020, um 15:30 Uhr, Orbker Krug – Syrtaki, Lagesche Straße 256: Spaziergang entlang der Lageschen Straße zum NSG Oetternbach. Anschließend Diskussion mit Abstand und Masken im Syrtaki. Bitte möglichst per E-Mail anmelden: info@lippe-oekologisch.de

Hinweise: Am Veranstaltungstermin sind für Journalistinnen und Journalisten Fotos und Interviews mit den Politkern und den Sprechern der Initiativen von LIPPE ökoLOGISCH möglich.

Kontakt

https://lippe-oekologisch.de/

E-Mail: info@lippe-oekologisch.de                             

Annette Heuwinkel-Otter, Tel. 089 / 330 388 47

Helmut Krüger, Tel. 05231 / 615 490 5