Mehr Artenvielfalt im öffentlichen Grün

Taten zum Schutz des Klimas und der Arten sind dringend notwendig, wie allen, Politikern und Bürgern bewusst ist. Auch deshalb erklärte der Kreis Lippe 2019 den Klimanotstand, u.a. auf Anregung von Fridays for Future und dem Jugendklimaparlament in Lippe. LIPPE ökoLOGISCH macht nun auf die Petition: „Mehr Artenvielfalt im öffentlichen Grün“ aufmerksam. Das Bündnis unterstützt diese intelligente Idee, die bundesweit umgesetzt werden soll. Die Ideengeberin, Claudia Blauert, aus Kevelaer (NRW) macht ihn ihrem Bundesland den Anfang.

Übergabe der Petition „Mehr Artenvielfalt im öffentlichen Grün“. Von li.: Dr. Hanns Blauert, Georg Lüdecke, Claudia Blauert, MdL Dr. Volkhard Wille, Christian Robbin, Dr. Detlev Kröger (Foto: Claudia Blauert)

LIPPE ökoLOGISCH erhielt Kenntnis von der Petition„Mehr Artenvielfalt im öffentlichen Grün“, durch die Netzwerkkontakte und eine Pressemeldung in der erklärt wird, dass die AutorInnen die Petition am 25.10.2022 fast 6.000 Unterschriften im Landtag NRW in Düsseldorf einreichten. Vor der Petitionsübergabe sprach die Gruppe mit Dr. Volkhard Wille MdL, dem Sprecher für Natur- und Umweltschutz der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag NRW. Die aktuell schwierige Situation der heimischen Artenvielfalt und die Ziele der Petition wurden thematisiert. Dr. Wille erklärte: „Der Erhaltungszustand von Natur und Artenvielfalt hat sich in NRW in den letzten Dekaden zunehmend verschlechtert, wobei wir eigentlich bereits einige gute Gesetze haben. Es bestehen aber enorme Defizite bei deren Umsetzung.“ Damit beschreibt er ein besorgniserregendes Ergebnis, welche viele Wissenschaftler in verschieden Studien belegt haben.

Naturschützer arbeiteten im Jahr 2021 die Petition aus und starteten die Unterschriftensammlung auf Openpetition. Zu den Petitions-AutorInnen gehören Claudia Blauert, Kevelaer; Georg Lüdecke, Kempen; Dr. Detlev Kröger, Münster und Jürgen Kruse, Nottuln. Blauert erklärt auf Nachfrage: „Die Idee und Zielsetzung der Petition ist nicht ganz ohne Aufwand umsetzbar. U.a. können Kosten entstehen, z.B. weil andere Maschinen angeschafft werden müssen. Das gewonnene Flächenpotenzial, auf denen sich Arten entwickeln können, ist jedoch Emans und damit ein Gewinn für jede Kommune. Deshalb sollen auch in anderen Bundesländern Petitionseingabe für „Mehr Artenvielfalt im öffentlichen Grün‘ folgen.“

Seit viele Jahren sind die Auswirkungen von Klimawandel und Artenschwund bekannt. Substanzielle Änderungen zum Schutz der Insekten- und Artenvielfalt konnten jedoch bislang nicht erreicht werden. Die „Volksinitiative Artenvielfalt NRW“, mit über 115.000 Unterschriften, von den Naturschutzverbänden NABU, LNU, BUND und rund weiteren 100 Initiativen organisiert, wurde 2021 sogar vom NRW-Parlament abgewiesen, obwohl allen klar ist: Man muss dringend etwas tun.

Claudia Blauert erklärt: „Mit dem praktisch ungebremsten Fortschreiten des Artenschwundes löschen wir sozusagen die ‚Festplatte‘ unseres Ökosystems, während wir gleichzeitig mit unserer gesamten Zivilisation davon abhängig sind, dass es gut funktioniert. Die Artenschwundkrise ist untrennbar verwoben mit der Klimakrise … Wir können sie aber nur gemeinsam überwinden und stehen hier in historischer Verantwortung.“

Das Anliegen der Petition „Mehr Artenvielfalt im öffentlichen Grün“ ist umsetzbar und spart nach der Anfangsphase, die teilweise mit Mehraufwand verbunden ist, oft Kosten. Denn häufige und aufwendige Pflegemaßnahmen von öffentlichen Grünflächen könnten mit der Umsetzung der Petition oft reduziert werden. Notwendig sind ein Umdenken der zuständigen Kommunen und Behörden und überschaubare Investitionen, in der Umstrukturierungsphase.

Ziel der Petition ist ein konsequent ökologisch ausgerichtetes Grünflächenmanagement mit geeigneten Pflegemaßnahmen. Oft werden Wiesen und Straßenrandstreifen zu früh und zu oft gemäht, Gehölze und Hecken abgeschreddert und gemulcht. Mulchen tötet Insekten. Häufiges Mulchen führt zur Überdüngung. Besser ist es das Gras zu mähen und zum Trocknen liegen zu lassen. Hin zu mehr naturbelassen Flächen im öffentlichen Grün, das ist der Plan der Petitions-Autoren. Die Umsetzung der Maßnahmen liegt in der Hand der Kommunen. Zuständig sind: Grünflächenämter, Straßenbehörden, Betriebshöfe, Gewässerverbände.

Mit der Idee rennt die Autorengruppe offene Türen im Bündnis LIPPE ökoLOGISCH ein. Helmut Krüger erklärt als Sprecher: „In Detmold und einigen anderen Städten im Kreis Lippe werden schon einige Flächen nach dem Prinzip der Petition gepflegt, bzw. besser gesagt mehr in Ruhe gelassen. Randstreifen an Straßen, Verkehrsinseln wurden zu Blühwiesen und dürfen sich entwickeln. Diesem Konzept noch mehr Raum geben, auch in Parkanlagen, wäre sinnvoll und möglich.“

Die Petition kommt gerade zum richtigen Zeitpunkt, um dieses Thema auf die Agenda zunehmen und vieleicht im nächsten Jahr schon verstärkt umzusetzen. Dazu möchten LIPPE ökoLOGISCH alle zuständigen Behörden aufrufen: Die nachhaltige, ökologische Grünflächenpflege ausweiten, damit unsere heimische, Tier- und Pflanzenwelt erhalten bleibt.

Veranstaltungs-Tipp: Energiewende für Eigenheimbesitzer selbstgemacht – „fossilfrei“ leben ist möglich.

Tobias Heinze gibt einen Einblick in die Renovierung eines Einfamilienhauses.

Aus einem Altbau wird mit viel Engagement ein CO2-neutrales neues Zuhause mit Wärmepumpe, Photovoltaik, Stromspeicher und Sonnentankstelle für die Elektromobilität. Die Unabhängigkeit von den fossilen Brennstoffen ist vollständig umgesetzt.

Vielleicht erhalten Sie den ein oder anderen Tipp, um Ihre ganz persönliche Energiewende zu starten, auf mittlere Sicht nicht nur ein Gewinn für die Umwelt.

14. September 2022, 19 Uhr

Kramerstr. 5, Lemgo – Haus Wippermann, Raum 010

Veranstalter: BUND Kreisgruppe Lippe, VHS Detmold-Lemgo  

FOTO: (Abbildung des Referenten Tobias Heinze,) Quelle: Privat.

Freitag 9.9. um 9 Uhr zweiter Gerichtstermin gegen VW am Landgericht Detmold

Am Freitag 9.9. um 9 Uhr findet der zweite Gerichtstermin in der Klimaklage des lippischen Landwirtes Ulf Allhoff-Cramer gegen VW am Landgericht in Detmold statt.

Greenpeace, der BUND und andere laden dazu ein, den Prozessbeginn am Freitagmorgen mit einem „stillen Protest“ zu begleiten.

Ulf Allhoff-Cramer will gerichtlich erzwingen, dass Volkswagen nur noch Elektroautos baut, denn .. er habe auch deshalb in den vergangenen Jahren weniger Futtergras geerntet, weil Volkswagen so viele Autos gebaut und damit die Folgen des Klimawandels verschärft habe. Auch die Bäume seines Waldes litten schon seit Jahren unter den Emissionen.

Ulf Allhoff-Cramer schreibt:

„Die Situation mit der Dürre spitzt sich für viele Höfe inzwischen auf kaum noch erträgliche Weise zu. Unser  Land verbrennt und viele Bauern sind in  Not. Wir haben immer Erntewetter, aber nichts mehr zu ernten. Wir können mal ein Dürrejahr bewältigen, aber nicht 4 Dürrejahre innerhalb von 5 Jahren. Deutschland hat sich von einem fruchtbaren und wasserreichen Land zu einem Hochrisikostandort entwickelt.

Wer das unterstützen möchte, kann das au dieser Seite von Greenpeace tun:

https://act.greenpeace.de/vw-klage

Aktionsbündnis: Detmolder Westen – Teilnahme an UN-Dekade-Wettbewerb mit „Oetternbachland“

Mit dem Projekt Oetternbach – Moor, Land, Kultur, kurz: „Oetternbachland“ hat sich das „Aktionsbündnis: Schützt Menschen und Tiere im Detmolder Westen e.V.“ im Juni 2022  bei dem UN-Dekade-Projektwettbewerb zum Ökosystem-Komplex „Kultur- und Agrarlandschaften“ beworben. Es geht darum Natur- und Kulturflächen, vor allem Moore und Feuchtgebiete zu erweitern und zu erhalten.

Das Engagement des Aktionsbündnis fußt auf der Idee eines Biotopverbundes in Detmold, welches Hans-Dieter Wiesemann begonnen hatte. Wiesemann entdeckte Defizite bei den Schutzgebieten der Landschaftspläne. Schmale Abgrenzungen, oft fehlende Pufferzonen gegenüber angrenzenden Strukturen, wie Bebauung oder konventionell bewirtschaftete Ackerböden, beeinträchtigen die Schutzgebiete. Zu großer Entfernungen zwischen den Schutzgebieten erschweren oder verhindern Wanderbewegungen von Tieren und Pflanzen, die notwendig sind. Kurz, es fehlte an Abstand und eine Vernetzung. So begann Wiesemann bereits in den 80er Jahren die Biotope zu verbinden. Für sein langjähriges Engagement erhielt er u.a. 2016 das Bundesverdienstkreuz (s.u.). 

Der Erhalt von Kultur- und Ackerflächen ist mit Schwierigkeiten behaftet, da im Kreis Lippe viele Ackerflächen bereits in den 70er Jahren für die Bebauung mit Gewerbe- und Industrieflächen vorgesehen wurden. In 50 Jahren haben sich die Zeiten aber grundsätzlich geändert. In den 70er Jahren dachte noch niemand über den Klimawandel mit Hitzewellen, Starkregenereignissen und Ernteeinbußen nach. Jetzt sind wir damit konfrontiert und suchen dringend nach Lösungen.

Die Lösungen liegen in der Natur selbst. Nicht umsonst werden Bäche renaturiert und versiegelte Flächen entsiegelt. „Diesem Zeitgeist folgt auch Detmold, aber er ist noch erweiterungsfähig.“, sagt Helmut Krüger als Vorsitzender vom Aktionsbündnis.

Die LZ berichtet am 9. Juli 2022 über die Teilnahme:

https://www.lz.de/lippe/detmold/23301289_Aktionsbuendnis-Detmold-nimmt-an-UN-Dekade-Projektwettbewerb-teil.html

Bundesverdienstorden für den Detmolder Hans-Dieter Wiesemann

Hans-Dieter Wiesemann, Garten- und Landschaftsarchitekt und Biologe.  

Seit 1983 engagiert sich Wiesemann im Naturschutzbund Deutschland (NABU). 1998 begann er den „Rolfschen Hof“ , in Berlebeck mit 15 Hektar Land zu einer Umweltbildungsstätte umzubauen, die 2005 eröffnet wurde. Die „Staff-Stiftung“ in Lemgo für Natur- und Landschaftsschutz war überzeugt von dem Projekt, erwarb die Hofanlage und überließ sie dem NABU für die Umweltbildungsstätte. Jährlich besuchen rund 3.000 Kindern, Jugendliche und Erwachsene den Hof. Zudem gehörte Wiesemann von 1990 bis 2014 dem Vorstand des NABU Kreisverbandes Lippe an. 1985 wurde er in den Beirat der unteren Landschaftsbehörde des Kreises Lippe gewählt. Von 1994 bis 2006 war Mitglied des Landschaftsbeirates bei der Bezirksregierung Detmold als höhere Landschaftsbehörde. Anfang der 1990er Jahre engagierte er sich zusätzlich in der Ortsgruppe BUND Detmold und wurde 2009 stellvertretender Vorsitzende. Wiesemann ist langjähriges Mitglied im Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein für das Land Lippe, im Förderverein Nationalpark Senne und im Naturwissenschaftlichen Verein für Bielefeld und Umgebung. 

Sein jahrzehntelanger Einsatz für den Naturschutz wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt: 

·         Umweltpreis Stadt Detmold 1989 sowie 2004. 

·         NABU Silber 1996, NABU Gold 2014.

·         Bundesverdienstkreuz  am Bande 2016. 

·         Dauerhaft geltende Jubiläums Ehrenamtskarte des Landes NRW für mehr als 25 Jahre Naturschutzengagement. 

·         Aktuell, im Juni 2022 die Jubiläums Ehrenamtskarte NRW sowie eine Urkunde des Kreises Lippe (am 05.07.2022) für mehr als 30 Jahre (tatsächlich 39 Jahre) ehrenamtliches Engagement im Naturschutz in Lippe. 

Presse

28.09.2016: Schaumburger Wochenblatt » Jahrzehntelanges Engagement für die Natur – Bundesverdienstorden für den Detmolder Hans-Dieter Wiesemann (schaumburger-wochenblatt.de)

20.09.2016: Bundesverdienstorden für Hans-Dieter Wiesemann aus Detmold  | Lippe News (lippe-news.de)

21.01.2011: Naturschützer: Arten verschwinden in Lippe, und keiner merkt‘s | Lokale Nachrichten aus Lippe – LZ.de

Hochwasser-Rückhaltebecken in Hornoldendorf – Auf der Strecke bleiben die Natur und die Schönheit unserer Kulturlandschaften

Zum geplanten Hochwasser-Rückhaltebecken

Während in ganz Deutschland, und auch im Kreis Lippe, für Milliardenbeträge Fließgewässer „renaturiert“ werden, möchte man an der Wiembecke in Hornoldendorf in die entgegengesetzte Richtung gehen. Der Grund dafür ist leicht zu erkennen: Der Hochwasserschutz ist hier nämlich nur ein willkommener Vorwand, mit dem man buchstäblich auf Bauern- und Bürgerfang geht.

Geplantes Hochwasser-Rückhaltebecken in Hornoldendorf – Auf der Strecke bleiben die Natur und die Schönheit unserer Kulturlandschaften
Bald verloren für einen Straßendamm: Landschaft bei Hornoldendorf, Foto: Robin Jähne

Hochwasserschutz, das kommt immer gut an. Das eigentliche Ziel, das verfolgt wird, ist aber der Bau einer Umgehungsstraße für Detmolds schönstes Dorf – was es nach dem Bau nicht mehr sein wird. Doch ein zwölf Meter hoher Damm, quer zur Wiembecke, mitsamt Brücke und Sperrwerk, mitten durch diese idyllische Kulturlandschaft, die viele Wanderer und Spaziergänger aufsuchen, widerspricht völlig allen Anstrengungen im Rest der Republik, Fluss- und Bachläufe zu „renaturieren“. Eine „Renaturierung“ dagegen ist genau das, was die Schönheit und Intaktheit dieser Landschaft und gleichzeitig den Hochwasserschutz erheblich verbessern und aufwerten würde. Denn: Die Agrarfläche oberhalb (flussaufwärts) von Hornoldendorf, zwischen Wiembecke und Externsteinstraße, wurde nach dem 2. Weltkrieg, vermutlich im Zusammenhang mit dem Bau der Externsteinstraße, aufgeschüttet. Auch später noch, bis Anfang der 1990er Jahr, wurde Erdreich und Abraum im heutigen Naturschutzgebiet des NABU, das sich direkt oberhalb des geplanten Dammes befindet, abgeladen. Mit diesen Aufschüttungen wurde damals, als man sich über solche Probleme offenbar so gar keine Gedanken machte, die Hochwassergefahr deutlich erhöht. Denn die Wiembecke konnte an dieser Stelle nun kaum noch über das Ufer steigen und erhöhte somit die Gefahr, dass sie Hornoldendorf und Heilgenkirchen (etc.) überschwemmt.

Würde man also, wie seit 2020 in Heilgenkirchen (nur zwei Kilometer flussabwärts des geplanten Dammes!), eine Aue schaffen, also ein Gelände, das bei Hochwasser überfluten kann/darf, dann könnte in Hornoldendorf Naturschutz direkt mit Hochwasserschutz verbunden werden. Auenlandschaften sind nämlich aus beiden Aspekten heraus das Mittel der Wahl und zugleich preiswert und pflegeleicht. Dagegen soll der „Damm“ in Hornoldendorf, nur für den Bau, bereits 6,5 Millionen Euro verschlingen! Danach sind monatliche Kosten von mindestens 1000 Euro einkalkuliert. Die Anlegung einer Aue würde einmalig und ohne weitere Kosten einen Bruchteil davon kosten

Und während in ganz Deutschland, und auch in Lippe (Brücke Voßheide, Ostwestfalenstraße) zahlreiche Brücken baufällig sind und sogar Autobahnabschnitte dafür geschlossen werden müssen, baut man im Kreis Lippe ständig neue. Ein Hochwasserrückhaltebecken (HRB), wie in Hornoldendorf geplant, ist auch immer ein halbes Brückenbauwerk, da der „Damm“ ja auch einen Durchlass haben muss. Mit diesem „Damm“ gesellen sich also weitere „Ewigkeitskosten“ zu den zigtausenden Autobrücken in Deutschland, die in den nächsten Jahrzehnten gigantische Summen für ihre Erhaltung und ihren Neubau verschlingen werden.

Dieses „Damm“-Projekt (HRB Wiembecke), aus der Mottenkiste der 1970er Jahre, soll nun die Hochwasserprobleme lösen, die die gleichen Bauherren schon in der Vergangenheit mit gleichermaßen viel Beton zu lösen glaubten. Damals hieß das Zauberwort irrsinnigerweise „Begradigung“ (was die Probleme verschlimmerte), heute glaubt man offenbar immer noch, die Probleme mit Beton lösen zu können. Auf der Strecke bleiben die Natur und die Schönheit unserer Kulturlandschaften.

En passant beschleunigt man noch den Verkehr und schafft Anreize, das Auto zu benutzen. Das hat mit „Innovation“, die gerade auch vom Detmolder Bürgermeister beschworen wird, rein gar nichts zu tun und Klimaschutz wird konterkariert.

Horn- Bad Meinberg: Intransparentes Amazon Projekt 

Der Industriepark Lippe wird auf der Website der Stadt Horn-Bad Meinberg wie folgt beworben: „Produktion und Logistik 24 Stunden am Tag – 7 Tage die Woche

Die Bürger*innen sind sauer. Sie erhalten die Informationen zum Industriepark Lippe nur bruchstückhaft und unvollständig. Das gesamte Verfahren erscheint intransparent. Deshalb wurden Beschwerden eingereicht, beim Stadtrat und der Kommunalaufsicht. Die Antworten stehen aus. Der nachfolgende Artikel berichtet über einen Beschluss zu den Ausgleichsflächen, der schon am 9.12.2021 gefasst und nun wiederholt und noch einmal gefasst wurde. Eine vertrauensbildende Maßnahme der politisch Verantwortlichen? Oder Doppelgemoppelt hält besser, weil der erste Beschluss fehlerbehaftet und/oder rechtswidrig war? Warum, dieses Vorgehen? Man weiß es nicht genau. In der Beschlussvorlage zu dem zweiten Beschluss heißt es „zur Erhöhung der Transparenz und Rechtssicherheit“. Dadurch wird der gesamte Vorgang für die Bevölkerung nicht klarer und durchsichtiger, denn Näheres wird nicht gesagt.

UNO-Behörde angerufen

Unterstützer der Initiative „Beller Feld“ haben den Exekutivsekretär des Sekretariates des Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen (UNEP/EUROBATS) angeschrieben. Die von der Stadt Horn-Bad Meinberg anversierte Ackerfläche, mit angrenzenden Altbaumbeständen, für den Bau eines Amazon-Logistik-Zentrums, scheint immer weniger für die Bebauung geeignet zu sein. Neben anderen geschützten Arten findet sich hier die Bechsteinfledermaus. Sie gehört zu der Gattung der Mausohren (Myotis) und ist benannt nach Johann Matthäus Bechstein, der sich bereits im frühen 19. Jahrhundert für einen Schutz von Fledermäusen einsetzte. Bechsteinfledermäuse sind sehr standorttreu und wenig wanderfreudig. Die weiteste bisher ermittelte Wanderstrecke wird mit 35 Kilometern angegeben, ist auf der Website von NABU zu lesen. Umsiedlungen sind deshalb kaum möglich umzusetzen. Die UNO-Behörde zum Fledermausschutz wurde nun um Stellungnahme zu dem Bebauungsvorhaben gebeten.

Hier der Brief im Wortlaut

UNEP/EUROBATS Sekretariat UN Campus
Platz der Vereinten Nationen 1 D-53113 Bonn

Schieder-Schwalenberg, den 13. November 2021

Betreff: Klimanotstand im Kreis Lippe – Stadt erwägt gigantische Flächenversiegelung für Amazon-Logistikzentrum
Heimat der Bechsteinfledermaus

Sehr geehrte Damen und Herren,

Der Stadtrat der Gemeinde Horn-Bad Meinberg im Kreis Lippe in Nordrhein- Westfalen möchte gegen den Willen der Bevölkerung ein Logistikzentrum des Amazon-Konzerns ansiedeln.

Seit Juni 2020 haben sich empörte Bürger*innen der Umgebung zusammengefunden und die „Aktionsgruppe Beller Feld“ gegründet. Der Name ergibt sich aus der Gemarkung – das sog. „Beller Feld“ ist eine bis dato agrarisch genutzte Fläche von höchster Bodenqualität zwischen dem Bad Meinberger Ortsteil Belle und dem Ortsteil Wöbbel der Stadt Schieder-Schwalenberg. Beide gehören zum Kreis Lippe, welcher sich zwischen dem Naturpark Teutoburger Wald und dem Weserbergland in kaum industrialisierter, überwiegend landwirtschaftlich genutzter naturnaher Kulturlandschaft befindet (Hermannsdenkmal, Externsteine, Weltkulturerbe Kloster Corvey u.a.).

Die Aktionsgruppe Beller Feld wendet sich entschlossen und energisch gegen die geplanten Ansiedlungspläne.

Die Pläne der Stadt Horn-Bad Meinberg beziehen sich auf eine 35 ha große, seit Jahrhunderten agrarisch genutzte zusammenhängende Fläche von höchster Bodenqualität (bis zu 80 Bodenpunkte) und mit sehr guter Wasserhaltung.
Ab 55 Bodenpunkten gilt der Boden als wertvoll. Die Versiegelung und damit endgültige Zerstörung von so wertvollem Ackerboden ist insbesondere angesichts des Klimawandels und des ohnehin viel zu hohen Flächenverbrauchs in Deutschland unverantwortlich!

Die Bundesregierung hat erklärt den zügellosen Flächenverbrauch durch die Kommunen zu reduzieren.
Die Ratsfrauen und -herren der Stadt Horn-Bad Meinberg ignorieren diese Maßgabe der Bundesregierung, denn sie erhoffen sich gerade von Amazon, dem bekanntlich erfolgreichsten Steuervermeider der Welt, u.a. beträchtliche Steuereinnahmen.

Des Weiteren hat am 7. Oktober 2019 der Landrat des Kreises Lippe den Klimanotstand ausgerufen. Auch das streicht am Rathaus in Horn vorbei.

Nach drei Dürresommern hintereinander, muss dieser Notstand auch Konsequenzen nach sich ziehen.
Zitat des damaligen Bürgermeister Herrn Block: „Im Beller Feld würde man alles ansiedeln – nur kein Logistikunternehmen!“
Die Ackerflächen, auf denen das Logistikzentrum entstehen soll, gehören zu den besten im Land. Auf diesen Böden lassen sich auch in trockenen Sommern aufgrund der hervorragenden Wasserhaltung gute Erträge erzielen. Bei den Hitzeperioden der letzten Jahre lohnt der Getreideanbau auf sandigen Böden bereits nicht mehr. Da die Wissenschaftler häufigere Dürren für die Zukunft voraussagen, sind gute Böden dringend zu erhalten.

Obwohl der Bebauungsplan noch nicht genehmigt ist, wurden auf dem gesamten Areal im Frühjahr Vergrämungsmaßnahmen gegen die Feldlerchen angebracht. Händeringend versucht die Stadt Ausgleichsflächen in entsprechendem Umfang zur Verfügung zu stellen, was ihr offensichtlich recht schwerfällt.

Die Artenschutzmaßnahmen für das bereits bestehende Industriegebiet wurden auf den Flächen durchgeführt, die jetzt zerstört werden sollen.

Wo finden diese Artenschutzmaßnahmen dann statt?

Wer Ackerflächen erhält, handelt nachhaltig. Und genau das muss angesichts der heraufziehenden global-ökologischen Katastrophe Ziel allen vernünftigen politischen Handelns sein.

Darüber hinaus ist der Amazon-Konzern nicht gerade für eine ökologische Unternehmensphilosophie bekannt. So ist das zu erwartende Verkehrsaufkommen fernab jeder Autobahn – die nächste Autobahn ist ca. 30 km entfernt – für die jetzt schon stark belasteten Bundes- und Landstraßen der Umgebung unvorstellbar.

Die geplante Amazonhalle soll viergeschossig werden und hat eine Fläche von 320*180 Meter und eine Höhe von 28 Meter. In dem Zentrum sollen zwischen 1000 und 1600 Menschen in einem Dreischichtbetrieb zwischen 0:00 und 24:00 Uhr arbeiten. Täglich werden bis zu 220 LKW entladen und sogleich wieder beladen für die Fahrt in ein Sortierzentrum. Das sind dann 440 Fahrten von LKW durch unsere Dörfer, die ohnehin schon eine hohe Verkehrslast ertragen müssen. Hinzukommen die über 2000 An- und Abfahrten der Beschäftigten mit privaten PKW rund um die Uhr. Das Areal wird 24 Stunden taghell sein.

In Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Lippe wurde ein Kartierkonzept zur Erfassung planungsrelevanter Vogel-, Fledermaus- und Amphibienarten erstellt.
Zur Erfassung der Fledermäuse wurde eine Höhlenbaumkartierung und akustische Erfassungen Mittels Ultraschalldetektor an insgesamt acht Terminen im Zeitraum April bis September 2020 vorgenommen. Die Kartierung hatte zum Ziel, etwaige Fledermausquartiere und Aktivitätszentren festzustellen.
Dabei wurde die seltene Bechsteinfledermaus entdeckt.

Wir bitten Sie, als Exekutivsekretär des Sekretariates des Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen (UNEP/EUROBATS) für den Erhalt der Bechsteinfledermaus im Beller-Feld zu kämpfen.

Um Rückantwort wird gebeten.

Mit freundlichen Grüßen

Aktionsgruppe Beller-Feld www.beller-feld.de

Gemeinsamer Antrag an die Stadt- und Gemeinderäte im Kreis Lippe, den Kreistag Lippe und den Regionalrat der Bezirksregierung Detmold.

Elf Umwelt-Initiativen fordern von Räten und Kreistag mehr Tempo, um die Klimaziele zu erreichen.

Download des gemeinsamen Antrags

Download LZ Artikel

Die LZ berichtet darüber in einem Artikel am 1. Oktober 2021.

Inzwischen haben viele lippische Gemeinden und der Kreis Lippe zugesagt, sich mit den Forderungen in Sitzungen der Umwelt- und Verkehrsausschüsse zu befassen.